Muslimisches Wasch- und Gebetshaus Friedhof Finkenriek in Hamburg

Realisiert 2017–2020

Preisträger BDA Hamburg Architektur Preis 2022 ︎
Shortlist für DAM Preis 2022 ︎
Shortlist für Arc Award 2022 ︎
Nominiert für Mies van der Rohe Award 2022 ︎

Fotos © Jens Franke


           Der Friedhof Finkenriek in Hamburg wurde erweitert um ein muslimisches Gräberfeld und einem Wasch- und Gebetshaus, damit Bestattungen nach muslimischem Ritus durchgeführt werden können. Das Gebäude wurde in enger Zusammenarbeit mit den Imamen als Vertreter von lokalen muslimischen Gemeinden geplant. Es sollte ein schlichtes Gebäude werden, das sowohl “hanseatische” als auch “muslimische” Baukulturen verbindet. 

            Die Grabfelder sowie das Wasch- und Gebetshaus sind in Gebetsrichtung nach Mekka ausgerichtet. Das Wasch- und Gebetshaus ist freistehend, in massiver Bauweise errichtet und vereint alle Funktionen kompakt unter einem Zeltdach. Es verfügt über einen Waschraum für die rituelle Waschung, einen Gebetsraum, zwei Warteräume, Sanitärräume und einen überdachten Bereich mit einem Totenstein für das Verabschiedungsgebet der Toten. Zwei Eingänge führen in das Gebäude, getrennt für Frauen und Männer. Mit einem Vorhang kann der Gebetsraum in zwei Bereiche geteilt werden. 

            Prägende gestalterische Elemente des Wasch- und Gebetshauses sind das auskragende Zeltdach und die moderne Umsetzung architektonischer Elemente aus der islamischen Architektur in der Fassade und dem Innenraum. Das helle sandsteinfarbene Mauerwerk bildet durch Vor- und Rücksprünge im Mauerwerksverband umlaufende geometrisch ornamentale Muster auf den Fassaden ab. Um trotz der großzügigen Fenster für einen natürlichen Lichteinfall die Intimität der Nutzung zu gewährleisten, überdeckt das Verblendmauerwerk auf Abstand gemauert auch die Fensteröffnungen, und wirkt als Filter zwischen Innen und Außen.

            Als Vorbild für die Architektur des Wasch- und Gebetshauses dienten Maschrabiyyas und geometrische Muster, die in der traditionellen Islamischen Architektur in Moscheen, in Wohnhäusern und in Palästen zum Einsatz kamen. Für eine spezielle Atmosphäre im Innenraum ist in der Decke des Waschraumes und des Gebetsraumes jeweils eine Kuppel eingearbeitet.

            Für das muslimische Gräberfeld sind drei Ausbaustufen geplant. In der ersten Etappe wurden 100 Grabfelder angelegt. Wenn Bedarf besteht, können weitere 170 und noch einmal 270 neue Grabstellen entstehen. In der ersten Ausbaustufe wird ein ehemaliger Lagerplatz genutzt, auf dem es noch keine Gräber gegeben hat. Bei den weiteren Ausbaustufen würde der Boden bis zu zwei Meter tief ausgetauscht, damit Bestattungen in „unberührter“ Erde möglich werden.

Architektur Medine Altiok Architektur, Zürich
Projektteam Medine Altiok, Carol Kan
Leistungen Generalplanung + Architektur 
Bauherr DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs und -bau GmbH
Zeitraum 2017- 2020
Grösse 350 m2
Baukosten 2.2 Mio EUR 

weitere Beteiligte:
Tragwerksplanung Carola Görge, Hamburg
Gebäudetechnikplanung HLKSE Belp Ingenieure und Sineplan, Hamburg
Bauleitung, Detailplanung, Ausschreibung asdfg Architeken, Hamburg
Raumakustik Applied Acoustics GmbH, Gelterkinden
Landschaftsplanung Cemterra und Brandenfels, Münster
Signaletik S/W Design, Zürich
Visualisierungen Olivia Rudolph, Zürich
Film Jens Franke, Marius Helten, Leonard Wertgen, Hamburg/Berlin
Fotograf Jens Franke, Hamburg/Berlin
Mark